Die Haslerstiftung hat auf “fit in it” ein Dokument zur Medienbildung im digitalen Zeitalter veröffentlicht. Verfasst wurde es von Thomas Merz und Mareike Düssel von der pädagogischen Hochschule Thurgau.
“Mediensprache verstehen
Seit über 100 Jahren ist es grundlegende Aufgabe der
Schule, Schülerinnen das Lesen und Schreiben beizubringen,
systematisch und zuverlässig. Dies war unverzichtbar
und hinreichend in einer Gesellschaft, in der das gedruckte
Wort einen sehr hohen Stellenwert einnahm. In den
letzten Jahren nahmen aber in zunehmendem Ausmass
andere Modalitäten dieselbe Bedeutung ein. Radio- und
TV-Beiträge, Bilder, Filme, Spiele und Webseiten werden
immer wichtiger. Medienbildung hat hier die Aufgabe,
ähnlich wie das Fach Sprache für gedruckte Texte, die
Grundlagen zu erarbeiten, um Bilder korrekt zu interpretieren,
Kombinationen von Bild und Text, Radiobeiträge,
Filme.”
Medienbildung ist das Bilden in und von Medien. Weil das Bilden in Medien viel einfacher ist als das Bilden von Medien, beschäftigen sich die Bildungsinstitutionen lieber mit dem Bilden in Medien und hierin am liebsten mit Hochglanzpapieren (wie dem vorliegenden) und Konzepten.
Für die Dozierenden an den PH’s landauf und landab bedeutet Medienbildung vorallem Hinweise – Hinweise auf Möglichkeiten, Hinweise auf Gefahren, Hinweise auf Lernsoftware, Hinweise auf … Sie können keine digitalen Medien bilden und sie können das Bilden von Medien nicht weitergeben (an die Studierenden). Diese lernen nach wie vor nicht, den „Computer im Unterricht“ einzusetzen.
Lesen die Medienbildner an den PH’s diesen Kommentar, ignorieren sie ihn im schlechtesten Fall oder weisen mich im besten Fall auf ihre Weiterbildungsangebote hin.
Ja, ich halte nichts von solchen Papieren.
In vielen Köpfen von Lehrpersonen, aber auch von Eltern und Behördenmitgliedern ist noch nicht angekommen, dass Medienkompetenz etwas wichtiges für das Leben unserer Schüler/-innen ist. „Solche Papiere“ können helfen, sich zu orientieren, welche Veränderungen stattfinden und was für Schlüsse daraus für die Schule gezogen werden können. Wenn viele Schulleiter und Behördenmitglieder solche Papiere lesen, können sie Lehrpersonen darin bestärken, die Medienkompetenz der Schüler/-innen zu stärken. Wenn viele Lehrpersonen solche Papiere lesen, erhalten sie Argumente für ihren Unterricht und ihre Schüler/-innen und deren Eltern. Hoffentlich haben solchen Überlegungen eine Auswirkung auf ihre Unterrichtsplanung.
Ich weiss nicht, wie gut heutige Studierende lernen, den „Computer im Unterricht“ einzusetzen, hoffentlich besser als ich damals. Unabhängig davon finde ich solche grundsätzliche Überlegungen wie in diesem Dokument wichtig für die Diskussion, für gute Argumente und damit auch dafür, dass Medienbildung verstärkt Einzug hält in unsere Schulen.
Erstens lesen „die Eltern, Schulbehörden und LehrerInnen“ „solche Papiere“ nicht – und zweitens nur diejenige, welche nicht überzeugt werden müssen.
„Solche Papiere“ gibt es endlos und seit mindestens 20 Jahren (damals habe ich auch eins geschrieben). Sie haben den Computer nicht in den Unterricht gebracht.
Eltern müssen längst nicht mehr von der Notwendigkeit der Medienbildung überzeugt werden. Sie erfahren selbst die Konsequenzen aus ihren allfälligen Defiziten.
Überzeugt respektive ausgebildet werden müssen zuerst einmal „solche Papiere“ – Schreiber. Dann die Dozis an den PH’s und damit die Studierenden.
Vielleicht müssten aber die PH’s zuerst wieder zu Ausbildungsstätten, die Dozierenden zu Ausbildnern und die Studierenden zu Lernenden umfunktioniert werden.
Medienbildung ist zuerst einmal Handwerk – mit allem, was dazu gehört.