Stellenwert von Informatik in der Schule

Am diesjährigen Kadervernetzungstag hat Ludwig Hasler ein imposantes Einstiegsreferat mit dem Titel „Weltsprache Informatik“ gehalten.

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Das Referat war frei gesprochen, lehnte sich inhaltlich aber wohl an seine von der Hasler-Stiftung veröffentlichte philosophische Annäherung “Informatik und Bildung” an, zumindest hat er diese als Tagungsunterlagen angegeben.

Ein paar Auszüge:

“…Wären wir so konsequent wie unsere Vorfahren, gäben wir der Informatik einen zentralen Platz in der Bildung. … Eine Gesellschaft, die ganz den Spezialisten überlässt, was sie steuert, gibt ihre Souveränität auf.”

“Diesem Schongang entspringt wohl auch die spontane Abwehr eines Pflichtfaches Informatik in Grundschulen. „Jeder Zehnjährige ein Programmierer!?“ Es ist der Reflex gegen Diktate „der Wirtschaft“ an die Schule. … So dass uns nur diese Wahl bleibt: Entweder wir lassen uns willfährig lenken durch Programme einer Denkweise, die uns schleierhaft bleibt – oder wir lernen kennen, was uns lenkt. Schmeckt nach Entweder – Oder: Unmündigkeit oder (mögliche) Freiheit.”

“Mit Informatik verzagt dieselbe Bildungspolitik, versenkt sie im fächerübergreifenden Thema ICT, vermischt mit Medienkompetenzen. …IT … begründet als eigenständige Wissenschaft eine neue Haltung zur Welt, neu – verglichen mit der Haltung der Sprachen und der Mathematik.”

“Wer in einer Welt der Algorithmen keine Ahnung von informatischem Denken hat, wird leicht zur Marionette von Spezialisten. Man wird damit nicht zwingend unglücklich. Mündigkeit jedoch sieht anders aus. Sie setzt voraus, dass wir kennen, was uns steuert.”

Informatik ist wohl wirklich auf dem Weg, die vierte Kulturtechnik zu werden, wenn sogar ein 70-jähriger Referent in wenigen Minuten erklären kann, wieso dies so sein wird.

Obwohl ein eigenes Fach im Lehrplan 21 nicht durchgekommen ist, verlangt das Modul “Medien und Informatik” auch die Förderung von Kompetenzen der Informatik:

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Nur deckt sich das nicht mit meiner Wahrnehmung von Lehrpersonen und Schulleitungen. Es gibt zwar einige Beispiele, die gezielt versuchen, auf diese Kompetenzen hinzuarbeiten, aber gefühlt ist das eine kleine Minderheit. Nachdem das Editorial des Schulblattes 2015 Nr. 3 zwar von den Änderungen des Lehrplans handelt, aber kein Wort über das neue Modul “Medien und Informatik” verliert, wird sich daran auch so schnell nichts ändern. Immerhin wird auf Seite 180 dann darauf hingewiesen, dass da wohl doch noch Handlungsbedarf besteht:

“Mit der Einführung des Lehrplan 21 und damit der stärkeren Gewichtung des Kompetenzbereichs «Medien und Informatik» muss mit einem erhöhten Bedarf an Weiterbildung in diesem Bereich gerechnet werden.”

Auch Beat Döbeli’s begründete Angst, dass das Modul “Medien und Informatik” vergessen gehen könnte, stimmt nicht gerade optimistisch.
Geschweige denn, dass die für die Einführung des neuen Lehrplans in Zürich zuständige Frau Schmocker den Handlungsbedarf nicht zu begreifen scheint.

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