Wie könnte man die persönlichen Geräte der Schülerinnen und Schüler im Schulalltag einsetzen? Aufgrund einer Anfrage unserer Schulleitungen habe ich zusammen mit vier freiwilligen Schülerinnen und Schüler an einer Teamsitzung in jeder unserer Schuleinheiten zehn exemplarische Beispiele aufgezeigt. In diesem Beitrag ist beschrieben, wieso unsere Schule im Moment auf BYOD setzt.
- Internetrecherche
- Foto von Aufgabe
- Erklärvideo
- Microsoft Forms
- Kahoot
- Quizlet
- Lösungen nachschauen
- Audioaufnahme
- Eigenen Erklärvideo erstellen
- Chat
Die Beispiele hängen natürlich mit unseren Voraussetzungen zusammen. Wir haben 2in1 Poolgeräte (Surfaces), die in den meisten Schulhäusern in Laptopwagen organisiert sind. Ausserdem haben alle Schülerinnen und Schüler personalisierte Accounts für die Anmeldung an den Computern der Schule und auch für Office 365.
1. Internetrecherche
Etwas schnell im Internet zu recherchieren ist wohl das einfachste und naheliegendste Beispiel. Um nur schnell etwas zu recherchieren, macht es nicht viel Sinn, die Surfaces zu reservieren, zu holen, zu verteilen, sich daran anzumelden, zu recherchieren, wieder herunterzufahren und alle wieder zu versorgen. Die Alternative dazu ist, mit den Smartphones der Schülerinnen und Schülern zu arbeiten. Einfach hervorholen, recherchieren und wieder versorgen. Ohne zu reservieren, also auch mal spontan und ohne die Surfaces für andere Lehrpersonen zu blockieren.
Das Beispiel, das ich gewählt habe, stammt aus dem Englischlehrmittel der Oberstufe. Da gibt es einen Text zu Chinatown und verschiedene Aufgaben dazu. Eine kleine heisst: „Use the Internet to find out what these foods look like.“
Wenn die Schülerinnen und Schüler für so eine kleine Aufgabe ihr Smartphone benutzen, dauert das nur sehr kurz. Die Lehrperson kann mündlich weitere Fragen dazu stellen. „Wer hat so etwas schon einmal gegessen? Wer würde das gerne essen? …“. Ohne so schnell verfügbare Geräte besteht die Gefahr, dass man nur schnell die Lösung zeigt, die Aufgabe einfach auslässt oder nach Hause delegiert, weil der Aufwand mit den Poolgeräten zu gross ist.
2. Foto von Aufgabe
Beim nächsten Beispiel gingen wir davon aus, dass alle analog am Arbeiten sind und ich eine Schülerarbeit vorne am Beamer besprechen möchte. Vielleicht hat die Schülerin oder der Schüler einen anderen Lösungsweg gefunden, vielleicht sollen die Ergebnisse einer Gruppenarbeit gezeigt werden oder…
Die Schülerinnen und Schüler meiner kleinen Demoklasse hatten alle die OneNote App auf ihrem Smartphone installiert und das gemeinsame Kursnotizbuch geöffnet. Um nun ein Foto aufzunehmen, kann man einfach die gewünschte Seite öffnen und dort ein Foto erstellen. Nach wenigen Sekunden ist das Bild auf die OneNote App der Lehrperson synchronisiert und kann dort weiter besprochen und allenfalls auch (z.B. mit einem Smartboard) weiter bearbeitet werden.
Wenn es sich um etwas handelt, das auch nach der Lektion noch interessant ist, kann man die Seite in OneNote in die Inhaltsbibliothek verschieben. Dort können die Schülerinnen und Schüler sie jederzeit und von jedem Gerät wieder anschauen.
3. Erklärvideo
In diesem Beispiel haben wir folgenden Dialog durchgespielt:
Lehrperson: „Heute arbeiten wir an den Aufgaben zur Konstruktion von In- und Umkreis am Dreieck weiter“.
Schüler: „Ich weiss nicht mehr, wie man die Winkelhalbierende konstruiert. Darf ich mir nochmals den Film anschauen, den Sie im OneNote abgelegt haben?“
Lehrperson: „Ja, darfst du, aber bitte mit Kopfhörern“
In OneNote wurde ein Link zu einem Anleitungsfilm auf Youtube abgelegt. Der Schüler nahm sein Smartphone hervor, öffnete die OneNote App, klickte auf den Link und sah sich das Erklärvideo nochmals an, eine Sache von ein paar wenigen Sekunden. Dieses Vorgehen hat verschiedene Vorteile:
- Es müssen nicht alle ihre Arbeit unterbrechen und mir zuhören, wie ich es erkläre.
- Jeder kann die Anleitung in seinem Tempo und immer wieder anschauen, vor- und zurückspulen, wenn er etwas nicht versteht – auch zuhause.
- Ich kann meine Zeit für diejenigen einsetzen, die etwas trotzdem nicht verstehen.
- Es müssen nicht alle zur gleichen Zeit gleich weit sein, resp. die gleichen Fragen haben.
Auch hier wäre es viel zu umständlich für so einen Einsatz unsere Surfaces zu buchen, holen,…
4. Microsoft Forms
Microsoft Forms ist ein Bestandteil von Office 365. Damit lassen sich sehr einfach digitale Tests zusammenstellen.
Wir haben an unserem Kurs so einen kleinen Test durchgeführt. Nachdem die Schülerin den Test abgeschickt hat, kann sie ihn nicht mehr bearbeiten und nicht mehr anzeigen.
Die Lehrperson kann die Fragen kontrollieren und danach mit oder ohne erfassten Rückmeldungen den Test durch einen Klick auf „Antworten posten“ abschliessen.
Nachdem die Lehrperson das gemacht hat, kann die Schülerin ihre Antworten und die erfasste Rückmeldung wieder anzeigen, aber nicht mehr ändern. Dies könnte man z.B. als Grundlage für eine Verbesserung nehmen.
Theoretisch könnte man sogar eine Note aus dem Test machen, ohne dass die Schülerinnen und Schüler ihre Antworten nachträglich noch verändern können.
5. Kahoot
In diesem Beispiel haben wir ein Kahoot zum Thema Entdecker aus dem Fach „Räume und Zeiten“ durchgespielt. Wie man ein Kahoot erstellt und durchführt ist auf der Webseite www.kahoot.com beschrieben. Auch hier macht es keinen Sinn, Poolgeräte zu reservieren und zu blockieren für eine kleine Unterrichtssequenz.
6. Quizlet
In diesem Szenario hat mich ein Schüler gefragt, ob er Englisch-Wörter in Quizlet üben dürfe, da er die anderen Aufgaben bereits fertig gelöst habe. Quizlet eignet sich zum Lernen von Kombinationen die man auch auf Karteikarten schreiben könnte, also z.B. von Wörtern in Fremdsprachen.
Wenn die Schülerinnen und Schüler einen eigenen Account haben, kann man sogar den Lernstand überprüfen. Solche zusätzlichen Funktionen sind dann aber oft etwas eingeschränkt resp. kostenpflichtig, wenn man sie ganz freischalten möchte.
7. Lösungen nachschauen
Bei der Vorbereitung dachte ich, dass dieses Beispiel zu einfach sei. Aber es geht ja genau um die vielen kleinen Vorteile, bei denen es nur darauf ankommt, wie schnell etwas eingesetzt werden kann. Ich habe die Lösungen zu zusätzlichen Aufgaben im OneNote Kursnotizbuch abgelegt. Ein Schüler hat dann live gezeigt, wie schnell er zu den Lösungen kommt. Sowohl während der Stunde, als auch zuhause.
8. Audioaufnahme
Auch für eine Audioaufnahme im (Fremd-)Sprachenunterricht eignen sich Smartphones hervorragend. In dem unseren Lehrpersonen gezeigten Beispiel habe ich eine Aufgabenseite in OneNote erstellt und diese allen Schülerinnen und Schülern in ihren Abschnitt verteilt.
Ein Schüler hat dann live gezeigt, wie er auf der entsprechenden Seite durch einen Klick auf das Mikrophon-Symbol direkt eine Sprachaufnahme starten kann.
Die Lehrperson kann nun alle Aufnahmen überprüfen, indem sie “Arbeit der Schüler überprüfen” (1) und dann die entsprechende Seite (2) auswählt. Sie kann einfach zwischen den einzelnen Schülerinnen und Schülern wechseln (3) und entweder schriftlich (oder auch als Audioaufnahme) eine Rückmeldung geben (4). Wenn gewünscht, kann sie danach die Seiten sperren (5).
Durch das Sperren der Seite können die Schülerinnen und Schüler nichts mehr an der Seite ändern. Dies ist praktisch, wenn davon eine Note gemacht werden soll. Wenn gewünscht, kann so die Aufnahme jederzeit auch den Eltern vorgespielt werden, um die Note zu begründen.
9. Eigenen Erklärvideo erstellen
Die Schülerinnen und Schüler kennen privat Erklärvideos von Youtube und anderen Videoplattformen. Wieso nicht einmal selber ein Video erstellen? In diesem Beispiel hat eine Schülerin mit dem Smartphone gefilmt, wie eine andere den Blutkreislauf erklärt hat.
10. Chat
Ich habe unseren Input gerade auch noch dazu benutzt, unseren Lehrpersonen aufzuzeigen, wie man Teams für einen Chat benutzen kann. Unser Schulrat hat beschlossen, dass Lehrpersonen WhatsApp nach der Anhebung des Mindestalters nicht mehr für einen Klassenchat benutzen dürfen. Mit Teams steht eine gute Alternative bereit, die sich datenschutzkonform benutzen lässt.
Mit diesen 10 Beispielen versuchte ich den Auftrag unserer Schulleitungen zu erfüllen und unseren Lehrpersonen aufzuzeigen, wie viele Möglichkeiten es gibt, die schülereigenen Geräte einzusetzen. Meist geht es nur um einen kurzen, gezielten Einsatz, bei dem der kleine Bildschirm von einem Smartphone nicht stört oder sogar von Vorteil ist. Für die grossen Aufgaben ist es wohl sinnvoll, weiterhin auf die grossen Schulgeräte wie unsere Surfaces zu setzen.