Surface als Gerät für die Schule

Da ich oft danach gefragt werde, möchte ich hier mal aufschreiben, wieso wir uns seit mehreren Jahren für Surfaces als Geräte für unsere Schule entscheiden. Neu auch für unsere 1:1 Ausstattung der Schülerinnen und Schüler.

Digital Ink
Eine der wichtigsten Anforderungen für die Schule ist die Möglichkeit, mit einem Stift handschriftliche Notizen erfassen zu können (digital ink). Der Stift wird am Anfang gerne unterschätzt. Wenn man aber mit Verantwortlichen von Schulen spricht, die schon länger digital arbeiten, ist das eine der häufigsten Aussagen. Dies deckt sich auch mit einer Umfrage der ZHAW aus dem Jahre 2018.

Betriebssystem
Geräte mit Stift gibt es mit Windows, iOS und Android. Android scheint sich nicht so richtig zu bewähren, ich kenne nicht viele Schulen, die damit arbeiten. Dann bleiben noch iOS und Windows. Mit diesen beiden Betriebssystemen arbeiten viele Schulen erfolgreich.

An unserer Schule arbeiten wir seit etwa 20 Jahren mit Windows. Dass nun auch unsere mobilen Geräte Windowsgeräte sind, hat also auch historische Wurzeln.

Es gibt aber auch noch weitere Gründe, die für Windows Geräte sprechen.

Der Lehrplan 21 legt richtigerweise fest, dass es nicht darum gehen kann, das Office Paket eines Herstellers zu schulen. Anwendungskompetenzen sind zudem nur ein kleiner Teil des Medien- und Informatik Lehrplans. Trotzdem stellen wir fest, dass gute Kenntnisse in den weit verbreiteten Office Produkten von Microsoft von den Lehrbetrieben, aber auch von weiterführenden Schulen gewünscht werden. Aus diesem Grund bieten wir unseren Schülerinnen und Schülern ein Wahlfach ECDL an, in dem sie sich für allgemeine Module wie „Computer-Grundlagen“ oder „IT-Sicherheit“ aber eben auch für Office Anwendungen wie „Textverarbeitung“ vorbereiten und auf Wunsch auch Prüfungen ablegen können. Die volle Funktionalität von Office erhält man nur mit den „grossen“ Betriebssystemen macOS und Windows und wahrscheinlich darum gibt es auch die ECDL Testumgebung nur für diese Systeme und eben nicht für iOS und Android.

Ein anderer Aspekt sind Peripheriegeräte. Bei iOS und Android ist es oft schwierig oder unmöglich, Peripheriegeräte wie programmierbare Roboter, 3D-Drucker, Schneideplotter,… anzuschliessen oder anzusteuern.

Aus diesen und weiteren Gründen haben wir uns entschieden, auf Windows als Betriebssystem zu setzen.

Welches Gerät?
Wenn man sich als Schule für Windows als Betriebssystem und „digital ink“ als wichtiges Kriterium entschieden hat, bleibt immer noch die Qual der Wahl. Ich versuche hier mal, die Geräte in verschiedene Kategorien zu unterteilen. Die Bezeichnungen sind nicht wirklich trennscharf, es handelt sich bei allen um sogenannte 2in1 Geräte, die man sowohl als Tablet, als auch als Laptop nutzen kann.

  • Detachables: Hier handelt es sich um Geräte, die eine Tastatur haben, die man abnehmen kann. Das Gerät kann dann als dünnes Tablet benutzt werden.
  • Convertibles mit einem 360° Scharnier: Hier handelt es sich um Laptops, deren Bildschirm man um 360 Grad drehen kann, dass die Tastatur auf der Rückseite gegen aussen zeigt.
  • Convertibles mit einem 360° Scharnier speziell für Schulen: Diese Geräte unterscheiden sich von den oberen nur dadurch, dass sie speziell gegen Stürze, oft auch gegen Wassereintritt geschützt sind. Häufig sind sie relativ günstig, aber auch wenig leistungsstark und/oder mit kleinem Bildschirm und trotzdem gross und unhandlich.

Wir haben uns aus verschiedenen Gründen für ein Detachable entschieden. Zum einen ist es auch mit Tastatur sehr leicht und mobil, kann aber zusätzlich auch als noch leichteres Tablet ohne Tastatur benutzt werden. So hat es zum Beispiel auch eine Kamera auf der Rückseite, die für Videoaufnahmen benutzt werden kann. Ohne Tastatur ist es sehr dünn und es fühlt sich beim Schreiben mit Stift eher an, wie wenn man auf einem Heft statt auf einem dicken Buch schreibt. Man sieht das hier im Vergleich mit meinem persönlichen Lenovo X1 Yoga.

Ausserdem ist der Stift des Surfaces sehr gut. Anders als der Stift bei meinem Lenovo X1 Yoga lässt er sich zwar nicht direkt im Gerät versorgen und laden, aber das Schreibgefühl ist unter anderem durch die Grösse deutlich besser.

Damit ein Detachable nicht nach hinten umfällt, haben die meisten einen „Kickstand“ wie das Surface. Dies ist zwar nicht so praktisch für die Verwendung auf den Knien, hat aber auch einen Vorteil. Wenn das Gerät mit Tastatur betrieben wird und man nur kurz etwas mit dem Stift markieren möchte, wippt der Bildschirm nicht wie bei einem Gerät mit 360° Scharnier.

Dies sind ein paar der Gründe, wieso sich unsere Arbeitsgruppe für die neue 1:1 Ausstattung vor gut einem Jahr erneut für ein Detachable entschieden hat. Am Ende bleibt dies ein Abwägen der verschiedenen Vor- und Nachteile, es gibt auch Schulen, die sich für ein Convertible mit 360° Scharnier entschieden haben und zufrieden damit sind.

Technische Überlegungen
Nun möchte ich noch zu den Argumenten kommen, die ich bei Diskussionen über die Gerätewahl an Schulen nur sehr selten höre resp. vermisse – die Sicht der Geräteverwaltung. Und damit zu den Argumenten, die zu der Wahl von einem Surface (untern den wenigen Anbietern von einem Detachable) geführt haben.

Bei einem Windowsgerät sollte man darauf achten, dass nicht nur Windows und die installierten Programme immer mit den neuesten Updates versorgt sind, sondern auch die Gerätetreiber und die Firmware, das sogenannte BIOS oder neuer UEFI.

Eigentlich sollten die Gerätehersteller neue Treiber bei Microsoft einreichen, damit sie über die Windows Updates installiert werden können. Leider ist es aber dann häufig doch so, dass die volle Funktionalität oder die neuesten Versionen der Treiber nur über die Homepage des Herstellers verfügbar sind. Dies bedeutet für die IT, dass die Treiber von dort besorgt und über einen geeigneten Prozess verteilt werden müssen. Bei BIOS/UEFI Updates ist es genauso. Obwohl diese häufig sogar sicherheitsrelevante Änderungen mitbringen, werden sie in vielen Netzwerken nicht oder selten verteilt, weil der Aufwand für die automatische Verteilung doch recht gross ist. Alle diese Aspekte sind bei Surface Geräten kein Problem. Sowohl Treiber als auch Firmwareupdates werden konsequent über Windows Update (for business) ausgeliefert. Wir haben nun seit 6 Jahren Surfaces im Einsatz, haben überall ganz ohne Aufwand aktuellste Treiber und Firmware installiert und es hat bei der Installation bisher noch nie ein Problem gegeben. Ein Traum für jeden Systemadmin, der sich mit solchen Updates auf anderen Geräten herumgeschlagen hat.

Relativ neu kommt nun als weiteres Argument für Surfaces noch die automatische Konfiguration von BIOS/UEFI hinzu. Hersteller von Businessgeräten liefern häufig ein zusätzliches Tool, um BIOS/UEFI zu konfigurieren resp. abzusichern. Oft sind diese Tools komplex oder lassen sich nur in einem lokalen Active Directory einsetzen oder… Zusätzlich gibt es dann noch weitere Detailprobleme wie z.B. bei Lenovo. Mit dem Tool von Lenovo lässt sich ein bereits bestehendes Passwort zwar ändern, aber kein neues setzen. Bei grossen built-to-order Bestellungen kann man Bioseinstellungen von Lenovo setzen lassen, aber bei Bestellungen „von der Stange“ ist das nicht mehr möglich, man kann das Tool also gar nicht benutzen.
Bei den Surfacegeräten lässt sich auch das UEFI einfach und über die Cloud mit ein paar Schiebereglern konfigurieren, das Ganze nennt sich DFCI.

In der Summe der oben beschriebenen technischen Überlegungen bedeutet dies, dass man mit Surfaces richtiges Zero-Touch realisieren, die Geräte also unausgepackt an die Benutzerinnen und Benutzer abgeben kann. Zusätzlich hat man während der Betriebsjahre keinen Aufwand für das Deployment von Treiber- und Firmwareupdates. In der Summe also unzählige Stunden, die man durch den Einsatz von Surface Geräten einsparen kann und die häufig übersehen werden.

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